Schmerzen und Stress durch Entspannung lösen
“Most of the pain and tension you feel can leave through relaxation. Relaxing is what you need to do.” T.K.V. Desikachar
Wenn wir angespannt sind und unsere Haltung aus dem Gleichgewicht ist, sehnen sich unsere Körper nach Lockerlassen, nach Ausdehnung und nach innerer Weite um sich zu erholen und zu regenerieren. Aber Anspannung auf Knopfdruck auszulassen, ist manchmal gar nicht so einfach.
Wir stehen alle auf die eine oder andere Art unter Stress. Und Stress sitzt nicht nur in unserem Kopf, sondern in unseren Gelenken, Muskeln, Faszien, Organen und sogar in unseren Zellen. Wenn wir unter Druck stehen, uns überfordert oder innerlich unruhig fühlen, aber auch, wenn wir zu lange in einer einseitigen Haltung bleiben – in all diesen Situationen „reissen wir uns zusammen“, um durchzuhalten. Das ist eine sehr wichtige Fähigkeit, aber „sich zusammenreissen“ deutet eigentlich schon sehr bildhaft darauf hin – wenn wir angespannt sind, wird es eng in uns drinnen. Es erschwert eine freie Atmung und freie Bewegungen, schränkt unser Gefühl von Lebendigkeit ein und lässt uns härter werden – innen wie außen. Außerdem werden unsere Knorpel und Bandscheiben ausgehungert, wenn nicht genug Platz da ist, dass Gelenksflüssigkeit durch sie durchpulsiert. Und Anspannung kostet Kraft, weil unsere Muskeln die ganze Zeit mehr arbeiten als vorgesehen. Je länger ein Muskel angespannt ist, desto steifer wird er. So weit, so klar: Anspannung ist auf Dauer nicht angenehm und nicht gesund.
Aber Anspannung ist eine ganz natürliche Reaktion unseres Nervensystems. Wir antworten körperlich auf das, was wir erleben – unsere oberflächliche Muskulatur zieht sich in aufregenden, unangenehmen oder fordernden Situationen zusammen und legt sich wie ein Schutzmantel über unser Inneres … bis wir unser Nervensystem davon überzeugen, dass wir uns wieder Entspannen können.
Und das tun wir im somatischen Yoga, indem wir uns in sanfte Haltungen bewegen, die sich angenehm anfühlen und uns gut tun. Wenn sich unser Körper wohlfühlt und den Ausgleich zum Alltag bekommt, den er braucht, lässt er als Reaktion auf dieses angenehme Körpergefühl instinktiv locker, Verspannungen lösen sich, wir bekommen wieder mehr Bewegungsfreiheit, unsere Knorpel und Bandscheiben können sich regenerieren und unser Schlaf verbessert sich. Somatisches Yoga bietet den Rahmen für eine Auszeit, in der wir innehalten, zur Ruhe kommen und uns körperlich stärken.
Mein Angebot ist eine bunte Mischung aus den schönsten Übungen, die ich über die Jahre mit verschiedenen Lehrer:innen gesammelt und weiterentwickelt habe und es kommen immer wieder neue dazu.
Zu Beginn schließen wir sitzend oder liegend die Augen und ich leite uns ins Spüren, welche sanften Anpassungen es braucht, um ganz in die Haltung hinein zu schmelzen, so dass wir uns darin wohlfühlen. Wir lassen wirken, wo wir ein bisschen lockerlassen können, wo wir aus dem Lot sind, wo wir unser Gewicht ein wenig verlagern können, um uns ausbalancierter zu fühlen. So dass wir ganz langsam beginnen, uns Schicht für Schicht bequem einzurichten und schließlich ganz weich von innen in unserer Haut residieren. Wir schälen uns Atemzug für Atemzug langsam aus dem Lärm des Alltags. Wir spüren unser Inneres als atmenden, lebendigen Raum. Wir nehmen ein sanftes Weiter- und Vollerwerden im Einatem wahr, ein langsames Nachgeben im Ausatem, lassen uns Schicht für Schicht tiefer nieder – in unserem ganz persönlichen Universum unter der Haut. Wenn wir in der Wahrnehmung unserer eigenen körperlichen Präsenz zu ruhen beginnen, beruhigt sich unser Nervensystem. Es stellt sich ein Gefühl von In-Uns-Aufgehoben- und Verankert-Sein ein. Wenn wir in diesem Gefühl ruhen, können sich Schicht für Schicht die Reaktionen auf die Hektik unseres Alltags legen und aus dem Körper lösen. Wir pendeln uns in unserer inneren Architektur in einer körperlichen Mitte ein und ruhen in einer gemütlichen Weite – und auf dem Weg dahin haben sich Anspannungen schon ein bisschen gelockert und der Atem hat sich vertieft.
Dann erst, wenn wir schon ein wenig weicher sind, tauchen wir in sanfte Bewegungen ein, strecken und breiten uns endlich durch die engen, verspannten Stellen in alle Richtungen aus, rühren uns da, wo wir lange stillgehalten haben, wurschteln uns aus alltäglichen Halte- und Bewegungsmustern heraus, indem wir uns Bewegungen gönnen, die im Alltag fehlen. Wir massieren uns durch die Übungen von innen durch, gleiten durch die Gelenke, wecken unsere Tiefenmuskulatur und bringen behutsam unsere Kraft in fließen. Der Atem strömt ruhig durch uns durch, während sich die Bewegungen weich und fließend aus der Tiefe heraus entfalten und wir uns von innen her öffnen, langsam und mit Gefühl. Bis wir uns mit jeder Faser auf angenehme Weise spüren, von den Knochen bis in die Haut.
Und in dieses Gefühl lehnen wir uns dann zur Krönung zurück in eine angeleitete Tiefenentspannung und ruhen in diesem guten, erholsamen Zustand.